Der Hamburger Musiker David Alleckna bei der Arbeit in seinem Heaven's Club Studio, am Keyboard mit seinem Bass auf den Knien.

Dave-Blog 2019/2: Musikerleben

Es gibt ja viele Vorurteile und Klischees über den Musikerberuf. Sprüche, wenn man um zehn Uhr vormittags noch im Bett liegt (wobei man oft noch um drei Uhr früh im Studio saß oder auf einer Bühne stand), Äußerungen darüber, dass man für „die kurze Zeit auf der Bühne“ ja ganz schön fett verdient…

Und klar – man bekommt ja immer nur die Außenwirkung mit und die ist oft zugegebenermaßen auch schön. Doch war das (Über-)Leben als Künstler noch nie einfach und ist es mit viel Arbeit verbunden, die man als Außenstehender nicht mitbekommt. Angefangen bei den Verwaltungssachen die besonders wenig Spaß machen wie Bürokram, Steuer und der ganze Kram der mit Selbständigkeit zu tun hat.

Aber auch die anderen Dinge.

Es wird ja von mir ein gewisser handwerklicher Standard erwartet – am meisten natürlich von mir selbst. Daher bedeutet das Leben als Musiker: üben, üben, üben. Um den Standard zu halten und möglichst, besser zu werden. Da geht jeder unterschiedlich vor – ich übe ständig Tonleitern, Intervalle, Akkordbrechungen – in unterschiedlichen Tempi und Rhythmisierungen. Dann „Vokabeln lernen“ – also Pop-, RnB-, Electro-, Jazz-Repertoire, Licks, Läufe.

Als Komponist und Produzent muss ich natürlich auch ständig daran arbeiten, mich zu verbessern und vorwärts zu kommen. Also Song-, Kompositions– und Arrangement-Analyse. Wie wurden Songs, Filmmusiken, Stücke komponiert, arrangiert und wie wurden sie schließlich produziert?

Hierfür muss ich natürlich auch mit den Mitteln die mir zur Verfügung stehen umgehen können – oder das lernen. Also nicht nur meine Instrumente, sondern auch die Programme mit denen ich arbeite. Ich arbeite in meinem Studio mit Logic Pro, arbeite mich aber grade in Ableton Live ein, weil immer mehr Produzenten damit arbeiten und die Vorgehensweise hier auch ganz anders sein kann. Dazu die Plugins die ich in den Programmen habe – also, wie klingen die Filter, Hallräume, Effekte, wie bearbeite ich sie so, dass sie so klingen wie ich es im Ohr habe? Und so weiter.

Akut arbeitet man dann natürlich noch an konkreten Projekten, also wenn Auftritte anstehen – Repertoire erarbeiten, auffrischen, vertiefen. Ich bin zur Zeit als Bassist bei Ivy Flindt, Sebó und Papillon Rising eingeplant. Als Gitarrist spiele ich bei Pauline Moser. Zwischendurch kommen kurzfristige Anfragen für Vertretungen oder punktuelle Jobs. Wie zum Beispiel in der nächsten Woche: da spiele ich mit dem Saxofonisten Richard Wester ein Duo-Konzert bei dem alles improvisiert sein wird. Ich eröffne dabei auch mit einem Solo-Stück, das etwa zehn bis fünfzehn Minuten lang sein soll. Der Bass ist ja nun kein klassisches Solo-Instrument und ich höre mir auch eher selten Basssoli an und so lege ich mir grade ein paar Sachen zurecht die ich dann spielen möchte. Das Problem ist nicht, etwas spielen zu können, sondern die Entscheidung, WAS ich spielen möchte. Was soll das Konzept sein? Spiele ich ein klassisches Cello-Stück oder eine Fuge auf dem Bass? Arrangiere ich eine bekannte Nummer für den Bass um? Arbeite ich mit meinem Looper und anderen Effekten und „male“ eher mit Klang?

Das alles braucht viel Arbeit und Zeit und ist notwendig, um später auf der Bühne professionell abliefern zu können. Die Vorbereitung ist die Hauptarbeit – die kurze Zeit auf der Bühne ist nur der krönende Abschluss. Und hier hört man auch den Unterschied zum guten Hobbymusiker der die meiste Zeit eben mit seinem richtigen Job verbringt.

Vor dem Auftritt steht viel Schweiß, Frustration, Disziplin. Ich würde es nicht anders haben wollen, denn letzten Endes darf ich mit den Gaben die ich habe Geld verdienen und das ist schon ein toller Segen! Man sagt ja: wer sein Hobby zum Beruf macht, braucht nicht mehr zu arbeiten – und da ist etwas dran. Dennoch sollte man das nicht verklären oder klein reden – ich bin mir sicher, dass es auch Bänker oder Autoverkäufer gibt die in ihrer Arbeit völlig aufgehen und die Spaß an ihrem Job haben – dann haben die ja auch ihr Hobby zum Beruf gemacht und werden trotzdem auch bezahlt.

Kurz: Arbeit ist Arbeit – auch die Arbeit als Musiker. Aber solange sie Spaß macht, bin ich sehr dankbar und hoffe, dass man mir das dann auf der Bühne auch anmerkt.

Und damit arbeite ich hier mal wieder weiter! Bis später und liebe Grüße aus meinem Heaven’s Club Studio!

Der Hamburger Musiker David Alleckna bei der Arbeit in seinem Heaven's Club Studio, am Keyboard mit seinem Bass auf den Knien.
In meinem Studio, bei der Arbeit (Foto: Daniela Möllenhoff).